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Es war einmal,
es war einmal nicht…

… lautet der traditionelle Anfang von Volksmärchen aus vielen Ländern entlang der Seidenstraße – auf Farsi: Yeki bud, yeki nabud, auf Georgisch: Iko da ara iko ra, iko.

Es war einmal, und es war einmal nicht ist eine Online-Ausstellung und Audio-Erfahrung, die als wachsende Sammlung von Volksmärchen konzipiert ist, die von Frauen mit Migrationshintergrund aus den Ländern entlang der alten Seidenstraße – die sich von Japan bis Italien erstreckt – erzählt und durch zeitgenössische Kunstfotografie illustriert werden. Die Geschichten geben den Migrantinnen in Österreich eine Stimme, unterstreichen das reiche kulturelle Wissen, das sie mitbringen, und schaffen ein starkes Netzwerk von Erzählerinnen.

Migration und Wissenstransfer
Migrantinnen und Migranten bringen ein breites Spektrum an Fähigkeiten, Wissen, Traditionen und Kultur mit. Wenn sie sich niederlassen, überlebt dieser kulturelle Schatz in verschiedenen Konstellationen in ihrer neuen Heimatstadt. Zu diesen Kulturgütern gehört auch das Volksmärchen, das zwischen den Generationen und über räumliche Distanzen hinweg mündlich weitergegeben wird. Märchen, die mit ihren klaren, gemeinsamen Resonanzen nicht nur eine verbindende Wirkung haben, sondern auch Einblicke in andere Lebens- und Sprachwelten bieten.

Volkserzählungen
Durch phylogenetische Analysen – eine Technik, die normalerweise in der Biologie zur Erforschung der evolutionären Beziehungen zwischen den Arten eingesetzt wird – haben neuere Studien Volksmärchen aufgespürt und kartiert und dabei gemeinsame Wurzeln entdeckt, die nicht nur Tausende von Jahren alt sind, sondern sich auch über den ganzen Globus erstrecken. Folglich bieten solche Märchen nicht nur zeitlose, universelle Motive, sondern stellen auch ein lebendiges, umfassendes Netzwerk der Fiktion dar, das seit jeher Grenzen, Generationen und soziale Hintergründe überschreitet.

Die Seidenstraße
Historisch gesehen erfolgte die räumliche Verbreitung vieler Märchen entlang der Seidenstraße, wo neben Handelsgütern und Technologien auch kulturelle Güter gehandelt wurden. Die nomadische Mobilität spielte eine zentrale Rolle bei der gegenseitigen Befruchtung der Kulturen, da sich die Reisenden entlang der Seidenstraße in den Karawansereien trafen. Die praktische und wirtschaftliche Struktur dieser oasenartigen Komplexe diente als Schmelztiegel für den Austausch immaterieller Erzählungen. Geschichten wurden ausgetauscht, übersetzt und angepasst, wobei Fehlinterpretationen und Neuinterpretationen zu fruchtbaren neuen Wendungen und Übertreibungen führten. Dieses Teilen und Austauschen von Geschichten wird in dem Projekt `Es war einmal, und es war einmal nicht` wiederbelebt.

Networking und universelle Erfahrung
„Es war einmal, und es war einmal nicht“: Diese Zeilen verweisen auf unbestimmte Zeiten und Orte und beschreiben zugleich das Wesen eines Volksmärchens, einer nicht greifbaren Fiktion, die zugleich ein fester kultureller Bestandteil unseres Lebens ist.

In dem Moment, in dem wir diese Anfangszeile hören, wird eine gemeinsame menschliche Erfahrung ausgelöst. Diese Erfahrung liegt jenseits von Alter, Nationalität oder sozialem Hintergrund und ruft dennoch sehr individuelle, intime Kindheitserinnerungen hervor, wie, wo und von wem wir diese Geschichten erzählt bekommen haben – Erzählungen, die von Mut im Angesicht von Widrigkeiten erzählen, tröstliche Vertrautheit bieten und ein Gefühl der Verbundenheit auslösen.

Digitaler Raum
Der Titel „Es war einmal, und es war einmal nicht“ verweist auch auf die Natur des digitalen Raums als unkonkreten Ort für zeitgenössische Kunst, während das Projekt die Möglichkeiten der Schaffung eines aktuellen digitalen Netzwerks auf der Grundlage einer traditionellen mündlichen Geschichte untersucht.

Once there was,
and once there wasn’t

…is the traditional opening line of folk tales from many countries along the Silk Road – in Farsi: Yeki bud, yeki nabud, in Georgian: Iko da ara iko ra, iko.

Once there was, and once there wasn’t is an online exhibition and audio experience designed as a growing collection of folk tales told by women with a migration background from the countries along the ancient Silk Road – stretching from Japan to Italy – and illustrated by contemporary art photography. The tales give a voice to female migrants in Austria, highlight the rich cultural knowledge they bring with them, and create a strong network of women story givers.

Migration and transfer of knowledge
Migrants carry with them a wide range of skills, knowledge, traditions and culture. When they settle, this cultural treasure survives in various constellations in their new hometowns. Among these cultural assets is the folk tale, which is passed down orally between generations and across spatial distances. Tales that not only have a unifying effect with their clear, common resonances, but also offer insights into other ways of life and language worlds.

Folk tales
Through phylogenetic analysis – a technique normally used in the field of biology to explore evolutionary relationships between species – recent studies have tracked and mapped folk and fairy tales, discovering common roots that are not only thousands of years old but also spread across the globe. Hence folk tales not only offer timeless, universal motifs, but also represent a living, universal network of fiction that has always transcended borders, generations and social backgrounds.

The Silk Road
Historically, the spatial spread of many fairy tales occurred along the Silk Road, where cultural goods were traded alongside commercial goods and technologies. Nomadic mobility played a central role in cultural cross-fertilisation as travellers along the Silk Road converged at the caravanserai. The practical and economic structure of these oasis-like complexes served as a crucible for the exchange of immaterial narratives. Stories were shared, translated and adapted, with misinterpretations and reinterpretations leading to fruitful new twists and exaggerations. This sharing and exchanging of stories is reawakened in the project Once there was, and once there wasn’t.

Networking and universal experience
Once there was, and once there wasn’t: these lines refer to indeterminate times and places and also describe the essence of a folk tale, an intangible fiction that is at the same time a fixed, cultural part of our lives.

The moment we hear this opening line, a shared human experience is triggered. This experience is beyond age, nationality or social background and yet evokes very individual, intimate childhood memories of how, where and by whom we were told these stories – narratives that tell of courage in the face of adversity, offer comforting familiarity and trigger a sense of connection.

Digital space
As a title, Once there was, and once there wasn’t also refers to the nature of digital space as a non-concrete location for contemporary art, while the project explores the possibilities of creating a current digital network based on a traditional oral history.

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